Do 18–20 Uhr, Fr, Sa, So 15–18 Uhr
Schloss Goldegg
Hofmark 1, 5622 Goldegg
06415/8234-0
office@schlossgoldegg.at
Die Rundbilder wurden eigens für die Goldegger Ausstellung „Sattlerpanorama auf Sommerfrische“ entwickelt. Formal dem imposanten, 1825–1829 entstandenen Rundgemälde „Sattlerpanorama“ nachempfunden, das die Stadt Salzburg und ihre Umgebung von der Festung aus zeigt, präsentiert das Künstlerkollektiv das Sattlerpanorama sowie die touristischen Top-Destinationen Paris, London und New York in „neuem Kleid“. Mit utopischem Blick und großer gestalterischer Raffinesse wird z.B. Paris um die Skyline von Manhattan, das Brandenburger Tor und den Fujiyama ergänzt.
Ein Rundbild ist dem Filmklassiker Sound of Music gewidmet. Für rund eine halbe Million Besucher ist dieser 1965 gedrehte Filmklassiker der Grund, Salzburg zu besuchen – nicht einmal Mozart übt mehr Anziehungskraft aus als die verfilmte Geschichte der Trapp-Familie. Mit über 1,2 Milliarden Besuchern weltweit und fünf Oscars ist er einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten – nur in Österreich haben ihn die wenigsten jemals gesehen. Im Rundbild von Steinbrener/Dempf & Huber wird ein zweites Salzburger Markenzeichen, die Mozartkugel, markant in Szene gesetzt und streitet mit dem berühmten Sound of Music-Sujet um die visuelle Aufmerksamkeit.
In einem Rundbild werfen Steinbrener/Dempf & Huber einen Blick ins Universum, und im letzten Rundbild sind Schlangen die Gewinner im Kampf gegen Autobahnen …
Salzburg und der Tourismus: eine symbiotische Beziehung, in der die Werbung eine große Rolle spielt. Doch mit welchen Bildern wird geworben? Und wie groß ist der Wahrheitsgehalt dieser Bilder? Wie sehr werden Klischees bedient, an deren Richtigstellung allerdings kein Interesse besteht, weil sich der Gast in seiner Erwartungshaltung bestätigt fühlt?
(Ein Schelm, wer denkt, der Familienname Trapp würde vom englischen Trapper – Fallensteller – abgeleitet.)
In „Sattlerpanorama auf Sommerfrische“ geht es um die Widersprüchlichkeit von Tourismus und Natur, um die Beziehung des Menschen zu dem, was wir als Welt verstehen. Kunst schafft Modelle, um eben diese Welt und die Beziehung zu ihr neu zu denken und zu hinterfragen.
Heinz Kaiser
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Pigmentdrucke als Papierschnitte, Lampenschirmgestelle 60 cm Höhe
Sattlerpanorama (100 cm Durchmesser), Universum (105 cm Durchmesser), Sound of Music (110 cm Durchmesser), London (115 cm Durchmesser), Schlangen/Highway (120 cm Durchmesser), New York (125 cm Durchmesser), Paris (130 cm Durchmesser)
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Johann Michael Sattler (1786–1847) präsentierte sein rund 130 m2 großes Panorama der Stadt Salzburg erstmals am Ostersonntag 1829 in einem Zelt auf dem heutigen Makartplatz dem staunenden Salzburger Publikum.
Das Panorama-Gemälde war dann die erste große Tourismus-Werbung für Salzburg: die Familie ging damit zehn Jahre lang – bis 1839 – auf Europa-Tournee. Dazu wurde das 5 m hohe und 26 m lange Ölgemälde auf ein Hausboot verpackt und in vielen Städten Europas in einem eigens dafür angefertigten Holzpavillon gezeigt. Und schon damals wurde ganz Europa auf die Schönheiten Salzburgs und seiner Umgebung aufmerksam!
Das Sattlerpanorama, im Besitz des Salzburg Museums, wurde im März 2023 abgebaut und in ein Depot gebracht.
Es wird zum Herzstück eines neuen Museums im Südflügel der historischen Orangerie im Salzburger Mirabellgarten werden. Die Eröffnung ist für 2025 geplant.
www.salzburgmuseum.at/panoramamuseum
Das Rundgemälde war eine Erfindung des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Das Neue und Verblüffende: ein Bild, das grundsätzlich zweidimensional ist, wird zu einem fast dreidimensionalen Seherlebnis. Voraussetzung waren Bildformate riesigen Ausmaßes und ein eigenes Gebäude.
In eigenen Holzbauten, Pavillons oder Rotunden, präsentierte man die Rundgemälde – wollte man das Bild betrachten, musste man sich buchstäblich ins Bild begeben. Staunend erlebte man sich als Element einer gemalten Welt: man war von Wirklichkeit umgeben.
Für Steinbrener/Dempf & Huber ist dieser Wechsel vom Zweidimensionalen ins Dreidimensionale das Spannende.
Ihre sieben Rundbilder rufen auch in Erinnerung, dass Künstler wie Alfons Schilling, Klaus Pinter und Hans Hollein mit dem Rundbild experimentierten.
In Österreich existieren noch zwei herausragende Rundgemälde – das Sattlerpanorama in Salzburg und das um 1900 entstandene Tirol Panorama in Innsbruck.
Die Ausstellung „Sattlerpanorama auf Sommerfrische“ ist, abgesehen von der Kritik an Konsum und Kommerzialisierung, eine Hommage an ein historisches Bildmedium von großem sinnlichen Reiz.