Ursprünglich war ein Diorama eine im 19. Jahrhundert von Louis Daguerre, einem der Pioniere der Fotografie, erfundene abgedunkelte Schaubühne mit halbdurchsichtigem, beidseitig unterschiedlich bemaltem Prospekt. Durch wechselnde Beleuchtung von Vorder- und Rückseite können damit zum Beispiel Bewegungen und Tageszeiten effektvoll simuliert werden.
Dioramen waren vor allem ein beliebtes Mittel, der Bevölkerung Tiere rund um die Welt in ihren Lebensräumen zu zeigen. Durch die richtige Veränderung des Maßstabs vom Vorder- zum Hintergrund, dem scheinbar nahtlosen Übergang von plastischen Landschaftselementen in den gemalten Hintergrund und geschickte Beleuchtung kann eine fast perfekte Illusion von räumlicher Tiefe und Wirklichkeitsnähe erreicht werden.
Die berühmtesten Dioramen finden sich im American Museum of Natural History in New York und waren ein Instrument zur patriotisch verklärten Darstellung von romantisierter Natur. Die unberührte Wildnis war für Theodore Roosevelt, der den Bau des Museums und seiner Dioramen auch inhaltlich beeinflusste, ein wichtiges Klischee zur Definierung der intakten amerikanischen Selbstbefindlichkeit. Das weltgrößte Diorama befindet sich im Disneyland in Anaheim, Kalifornien; es stellt den Grand Canyon dar.
Die Ausstellung «Freeze!» (Naturhistorisches Museum Wien, 4. Juni bis 23. September 2012) war der Versuch, den romantisierenden Blick der Tierdarstellung gegen einen realistischen Blick im Bezug auf die heutige Verhältnisse wachsender Zivilisation auszutauschen.
Die damals zu sehenden dreidimensionalen Schaukästen gehen aus einer Inszenierung zweidimensionaler Bilder hervor. Das Motiv des Mumbai-Dioramas «Assimilation» ist abgeleitet von einer tatsächlichen Fotografie eines Affen, der zwischen den Dächern der Millionenstadt – umgeben von einem Dschungel aus Stromkabeln – fast nicht mehr zu sehen ist. Das Diorama «Ignoranz» und dessen Motiv der Krabben im Wohnzimmer ist einer Abbildung aus dem Magazin der National Geographic Society nachempfunden. Das Elch-Diorama «Kollision» basiert auf einem YouTube-Video, in dem sich ein Elch in einem skandinavischen Supermarkt verirrt, auf dem glatten Boden ausrutscht und mit seinem Geweih die Regale abräumt. Da das Video von einer Überwachungskamera aufgenommen wurde, ist auch das Diorama in der Perspektive der Kamera aufgebaut und um 10° gekippt.
Bei den Diorama-Fotos handelt es sich um Abbildungen von Dioramen, die in Zusammenarbeit mit den Präparatoren des Naturhistorischen Museums im Studio von Steinbrener/Dempf & Huber gebaut wurden.