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Delete!, Neubaugasse/Mariahilfer Straße Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005 – Detail
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse/Mariahilfer Straße Wien, 2005
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Delete!, Neubaugasse Wien, 2005 – Aufbau

DELETE!

Die Entschriftung des öffentlichen Raums

Sommer 2005, ein Straßenzug im 7. Wiener Gemeindebezirk – Für den Zeitraum von zwei Wochen verschwinden alle Werbeaufschriften, Reklameschilder, Piktogramme, Firmennamen und -logos. Die unsere Städte charakterisierende Schicht aus Zeichen- und Signaltechniken, die gewöhnlich den Raum zwischen der Architektur und denn urbanen Bewegungsströmen ausfüllt, wird eliminiert, der öffentliche Raum ‚entschriftet‘. Das Kunst-Projekt Delete! bringt die Geschäftstraße gleichsam zum Schweigen: Die unmissverständlichen, eineindeutigen Botschaften werden gelöscht und machen einer unberechenbaren Offenheit, verstörenden Virtualität Platz.

Delete! – Streichung, Tilgung aller um die Aufmerksamkeit der Passanten werbenden Schriftsignale: Was man aus zweidimensionalen Darstellungen oder Fotomontagen hinlänglich kennt, wird hier erstmals in die Dreimensionalität, ins Hier und Jetzt der Wiener Neubaugasse übersetzt. Die dem Projekt Delete! zugrunde liegende Technik des ‚Tapezierens‘ ist einfach und kostengünstig: Sämtliche Schriftsignale (ausgenommen jene, die für die Verkehrssicherheit notwendig sind) werden mit monochromen, fluoreszierende Folien überklebt, dreidimensionale Einzelbuchstaben mit Kunststoff umbaut.

Der Aspekt des Löschens – Durch die Tapezierung wird der gekerbte, durch Schriftsignale geordnete, gerasterte Straßenraum in einen ‚glatten‘ und ungeordneten transformiert, der etwas wie reine Potenzialität freisetzt. Sofern ‚Stadt‘ und ‚Wüste‘ zwei entgegengesetzte Prinzipien verkörpern, greift auf dem begrenzten Areal eines Straßenzuges ein ‚wüstenhaftes‘ Moment Platz: Die Abwesenheit der Signalträger provoziert zunächst Orientierungslosigkeit, einen „existenziellen horror vacui“ (Lutz Musner); zugleich handelt es sich um die Produktion von Loslösung oder – wie man es in Anlehnung an den Taoismus positiv ausdrücken könnte – von Leerraum, der die Fülle erhält.

Der skulpturale Aspekt – Durch die monochrome Gleichschaltung der Signalträger treten die geometrischen Körper hervor, die sich als Träger der Schriftsignale normalerweise der bewussten Wahrnehmung entziehen: Die quadratischen, vertikal oder horizontal gestellten rechteckigen, sechseckigen oder auch kreisförmige Volumen treten deutlich in Erscheinung und nehmen untereinander Kontakt auf. Je nach Lichtverhältnissen (Tageslicht/Kunstlicht) und Blickwinkel des Betrachters ergeben sich unterschiedliche Landschaften aus hintereinander und übereinander gruppierten Formen, die sich als dreidimensionale abstrakte Malerei in die Architekturen und Fassadengestaltungen mischt.

Der diskursive Aspekt – Delete! lässt sich auch als künstlerisches Statement zur immer wieder neu aktualisierten Diskussion über Werbung im öffentlichen Raum verstehen: Inwiefern prägen Werbeflächen und Signaltechnikenn das ästhetische Bild der Stadt, in welchem Maß beeinflussen sie das Lebensgefühl der BewohnerInnen? Könnte es sein, dass das „weiße Rauschen stillgelegter Medien“ einen noch tiefer gehenden Schrecken befördert, nämlich jenen „der Angst vor dem Ort ohne Schrift und Zugehörigkeit und vor dem Körper ohne Zeichen und Funktion“. Delete! beantwortet diese Fragen nicht in Sinn der Meinungsbildung, sondern am unmittelbaren, sinnlich erfahrbaren Feld der Raumwahrnehmung.

Realisierung – Die Umsetzung von Delete! hat bereits begonnen. Das Projekt stieß sowohl in Österreich als auch international auf starke Resonanz. Der drastische Eingriff in das Stadtbild anhand einfachster Techniken entwickelt bereits im Vorfeld enorme Einbindungsenergie. Auch das Interesse der Geschäftsleute, die durch ihre Beteiligung zu Akteuren des Kunstprojekts werden, ist überraschend stark. Die Wiener Neubaugasse wird im Sommer 2005 durch Delete! zu einem Kraftfeld des sozialen und kulturellen Austausches.

Produktion St. Balbach Art Production
Gefördert von Wiener Wirtschaftkammer • BMUKK •  MA7
Kooperationspartner Kunsthalle Wien